Beim FC/DJK Weissenburg: Emotionaler Abschied des Langzeit-Vorsitzenden Mario Aprilia und Wahl eines neuen Vorstands.
WEISSENBURG– Da saß er nun nach all den Reden und Auszeichnungen. Um ihn herum waren alle rund 50 anwesenden Mitglieder des FC/DJK Weißenburg aufgestanden und spendeten ihrem scheidenden Vorsitzenden einen lang anhaltenden herzlichen Beifall. Mario Aprilia kämpfte mit den Tränen. „Ich bin echt gerührt“, gab er unumwunden zu.
Der 58-Jährige stand im Mittelpunkt einer emotionalen Jahreshauptsammlung. Mehrere Redner würdigten Aprilias große Verdienste und sein ehrenamtliches Engagement in über 20 Jahren an der Spitze des Weißenburger Sportvereins. „Sein“ FC/DJK ernannte ihn einstimmig zum Ehrenvorsitzenden, und auch der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV) sowie der DJK-Verband der Diözese Eichstätt überreichten hohe Auszeichnungen.
Seit 1999 war Mario Aprilia als erster Vorsitzender im Amt – am Ende sogar noch ein paar Monate mehr als geplant, denn Corona sorgte für eine Verschiebung der Jahrestagung, die nun verspätet und mit entsprechenden Auflagen im Sportheim am Lehenwiesenweg über die Bühne ging. Die geplanten Ehrungen langjähriger Mitglieder wurden angesichts dieser Bedingungen verschoben und werden Aufgabe für die neue Vereinsführung sein.
Mit Aprilia hatte fast der komplette bisherige FC/DJK-Vorstand nicht mehr kandidiert, darunter auch Alfons Burck nach 25 Jahren als Kassier. Die neue Vereinsführung wurde (mit wenigen Ausnahmen) ohne Gegenstimme gewählt. Allen voran Philipp Naß als neuer erster Vorsitzender. Dem 31-Jährigen, der aktuell auch als Fußball-Abteilungsleiter und Trainer der ersten Fußball-Herrenmannschaft fungiert, stehen Martin Britz und Alex Schmidt als zweiter und dritter Vorsitzender zur Seite. Die Neuwahlen gingen im Eiltempo vonstatten, ebenso die Berichte der Sparten Gymnastik, Fußball, Kampf-sport, Fechten und Events. Auch die weiteren Regularien waren flott abgehakt, wobei Revisor Peter Schiebsdat geordnete Finanzen bescheinigte und einstimmig Entlastung erfolgte.
All das rückte insgesamt gesehen in den Hintergrund, den Mittelpunkt des Abends sollte wie erwähnt die Verabschiedung von Mario Aprilia bilden. Er bedankte sich ausdrücklich bei allen Vorstands- und Ausschusskollegen, bei seiner Frau Mechthild, die ihn stets im Ehrenamt unterstützt hat, sowie bei allen Mitgliedern: „Jeder ist wichtig und einzigartig für den Verein“, unterstrich der scheidende Vorsitzende und ließ nicht nur das vergangene Jahr, sondern die gut zwei Jahrzehnte unter seiner Führung Revue passieren.
Soziale Kompetenz wichtig
Dabei skizzierte er viele positive Entwicklungen wie beispielsweise die Erfolge der Fußballer (Bezirksliga-Aufstieg und mehr), der Gymnastik mit einem Boom durch Zumba oder dem Deutschen Meistertitel 2019 im Kettlebell für Rene Mößner. Mit der neuen Abteilung „Sport trotz(t) Demenz“ in Kooperation mit der Alzheimer Gesellschaft beweise der FC/DJK einmal mehr, dass ihm neben dem Sport auch die soziale Kompetenz sehr wichtig ist.
Aprilia erinnerte auch an viele Meilensteine wie den Bau eines zweiten Sportplatzes und der damit verbundenen Einweihung des Sportzentrums „Lehenwiesen“ gemeinsam mit den Nachbarklubs DSC und RC Germania. Auch viele Sanierungsmaßnahmen am und um den A-Platz sowie im Sportheim nannte Aprilia und stellte die 40- und 50-Jahr-Feiern in den Jahren 2004 und 2014 als weitere Highlights seiner Amtszeit heraus.
Besonders stolz zeigte sich der bisherige Vorsitzende, der nach eigenen Worten „viel Herzblut“ in den Verein gesteckt hat, dass er den FC/DJK schuldenfrei übergeben kann. Diesen Status hat der Klub seit 2017. Offen sei nur noch ein langfristiges BLSV-Darlehen. „Der FC/DJK ist gut aufgestellt, er ist ein geschätzter Verein, der aus dem öffentlichen Leben der Stadt nicht mehr wegzudenken ist“, fasste Mario Aprilia zusammen.
Sein früherer Stellvertreter Günther Rieder, der die Verdienste des langjährigen Vereinschef würdigte, war ganz froh, dass Aprilia einen Höhepunkt ausgelassen hatte: Den Ju-Jutsu-Weltmeistertitel von Wolfgang Heindl im Jahr 2003. So konnte auch er (Rieder) noch ein echtes Highlight der Ära Aprilia nennen. Diese war laut Rieder davon geprägt, dass der Vorsitzende auf Miteinander statt Gegeneinander setzte und den FC/DJK als „den anderen Verein“ in Weißenburg positionierte. Aprilia habe den FC vor gut 20 Jahren „hochverschuldet“ übernommen und nun schuldenfrei übergeben. Entscheidend sei immer der Chef, so Rieder. „Und Du, Mario, hast beim FC/DJK die Dinge vorangebracht.“
Aprilia hat nach den Worten seines früheren Stellvertreters Rieder 1999 „kein leichtes Amt“ übernommen. Er habe aber „viel Kraft und Energie reingesteckt und den FC/DJK zu dem gemacht, was er heute ist“. Aprilia habe „große Fußstapfen“ hinterlassen, so Rieder. Ähnlich sahen das die weiteren Redner: Hans Kirschner und Herbert Bauernfeind vom DJK-Diözesanverband bezeichneten den FC/DJK als „tollen Verein“. Mario Aprilia habe hier stets das Miteinander in den Vordergrund gestellt und erhielt für seine „langjährigen, außergewöhnlichen Verdienste“ das DJK-Ehrenzeichen in Gold.
Die BLSV-Kreisvorsitzende Brigitte Brand – früher Aprilias Vorstandskollegin beim FC/DJK – überreichte ebenfalls eine Auszeichnung für langjährige Verdienste, nämlich die Verdienstnadel des Bayerischen Landes-Sport-Verbandes in Silber mit Gold, und dankte Aprilia für dessen Einsatz. Dem schloss sich Bürgermeisterin Maria Schneller an und dankte im Namen der Stadt Weißenburg dem scheidenden Vorsitzenden sowie dem gesamten Vorstand für das Engagement. Aprilias Nachfolger Philipp Naß schließlich übergab als Zeichen des Dankes ein großes Erinnerungsbild, das zahlreiche Vereinsmitglieder zeigt, zum Abschied.
Mitglieder-Rückgang
Naß waren dann auch die Schlussworte vorbehalten. Er dankte für das Vertrauen und kündigte an, „dass wir die Vorstandsarbeit auf breitere Füße stellen wollen“. Auch ein neues Sponsoring-Konzept werde man erarbeiten und die Gemeinschaft im Sinne von Mario Aprilia weiterpflegen. „Wir wollen alle ins Boot holen und ein Zuhause für viele Sportarten bleiben“, versprach Philipp Naß. Eines der Hauptziele sei zudem die Gewinnung neuer Mitglieder. Zuletzt war die Zahl rapide gesunken – von 700 (2018) auf 596 (2020). „Die Mitgliederentwicklung ist leider nicht gut“, hatte auch Aprilia festgestellt und dieses Problem zugleich seinen Nachfolgern ans Herz gelegt.
UWE MÜHLING